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Dies mehr als das Paradies

Verfasser/in: Suche nach diesem Verfasser Dapunt, Roberta
Verfasserangabe: Roberta Dapunt
Jahr: 2016
Mediengruppe: B.Bell.Erw/L.narr.ad
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Inhalt

Obwohl religiöse Texte, Schöpfungsberichte und Paradiesverheißungen stark mit der archaischen Arbeitswelt der Vorzeit verbunden sind, könnte man es sich auch heute noch nicht vorstellen, dass das Paradies und der Sinn des Lebens etwas mit Software, Boni oder Shareholder Value zu tun haben könnten. Dabei sind das vielleicht nur andere Worte für Jahreskreis, Schlachtung, Einwintern oder Auftauen.Roberta Dapunt spricht in ihren Gedichten von den elementaren Dingen des Lebens. Das Vokabular stammt aus einem überschaubaren, landwirtschaftlichen Kosmos. Tiere, Pflanzen und Familie stehen in einem harten Überlebenskampf, der nur in strengen Gefühlsnischen das Pulsen von Glück zulässt. Der Rest ist Arbeit, Zeitgestaltung und Lebenswille.In einem lyrischen Zeilenpaket ohne Überschrift ist als Vorspann das Programm festgelegt. "Mich bewegt nichts zum schnitt / denn drinnen wächst mir nicht das gras. / Mir gibt nichts grund für poesie, / wegen der mir modern die worte im mund / die noch gar nicht gelesenen." (9) Die Sprachkritik moderner Sprachphilosophie ist aus den Zeilen des Lord-Chandos-Briefs und Ludwig Wittgensteins heraus gekratzt und wird frisch eingepflanzt in einen abgeschiedenen Hof, auf dem die Worte eingesteckt sind in die Gartenzeilen wie semantische Zwiebeln.Die Überschriften der Gedichte lassen etwas von jener Welt erahnen, in der eine besondere Sprache reift und manchmal zum Hollunder-Sirup des Paradieses eingedickt wird."Die Rückkehr von den Almen / Meine Hände / Mein Glaubensbekenntnis / Auf dem Rückweg vom Stall / Lauschen / Winter / Das Sterben der Henne / Weiter Winter / Schlachttag / Fock o'stechn."Beim Schlachten werden die Klauen vergraben und Gebets-ähnliche Verse gesprochen, der Winter nimmt sich selbst aus den Zeilen und friert auf offener Strecke ein, manchmal ist das lyrische Ich nicht vorbereitet auf das Weinen und legt unter dem Rosenkranz des Dezembers einfach los.Am Höhepunkt des Frostes friert auch jegliche lyrische Masse ein, von einem Gedicht bleiben wie auf einer schlecht gewischten Druckplatte nur noch ein paar Anführungszeichen stehen. Hinter der Spur könnte eine Botschaft stecken, aber das Lesen von solitären Punkten haben wir alle verlernt.Dieser Paradiesreigen aus Landschaft, Arbeit, Schlachtung und harten Händen endet mit einem Mundartgedicht, das in einer eigenen Hof-Sprache ein geheimes Programm anspricht, das vor allem aus stummen Zeichen besteht, die vielleicht nach vorne deuten.Im Zentrum des Bandes stehen "die engsten begegnungen", die sich über fünf Kaskaden stürzen unter dem Vers "sieh, die zeit zieht sich zusammen hier drinnen im zimmer." (63)Der dritte Teil lässt einfache und traurige Gefühls-Riffs anklingen, die jeweils in Gedichte münden. Die Texte sind nach ihrer Grundstimmung zart, fromm oder still überschrieben. Das lyrische Ich ist durch einen Jahreslauf gespült worden und kommt am Anfang wieder heraus, geläutert und voller Mist. "Ich werde eines werden mit einer stummen decke, / einem boden neu gekleidet in mist. / Und meine zarteste rückkehr wird sein, / die stille die hier die zeit verzehrt zwischen morgen und abend." (115) - Archaisch, rund und ungebrochen!Helmuth Schönauer (Pool Feuilleton//www.biblio.at)

Details

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Verlag: Folio Verlag
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ISBN: 978-3-85256-680-1
Beschreibung: 115 Seiten
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Sprache: mehrsprachig